Mit einer therapeutischen Impfung erfolgreich gegen Hirntumoren zu kämpfen, scheint in greifbare Nähe gerückt zu sein. Im Erbgut der sogenannten diffusen Gliome gibt es häufig Mutationen, die Proteine krebstypisch verändern. In einer Studie haben Forscher aus Heidelberg und Mannheim einen Impfstoff geprüft, der sich gezielt gegen ein solches mutiertes Protein richtet. Dieser mutationsspezifische Impfstoff macht das Immunsystem der Patienten auf diese mutierten Proteine aufmerksam, das darauf im besten Fall mit einer Immunreaktion reagiert.
An der Studie hatten insgesamt 33 Patienten verschiedener Altersgruppen teilgenommen. Gliome können prinzipiell in jedem Alter auftreten, auch bei jüngeren Personen. Meist sind jedoch Menschen ab dem 40. Lebensjahr betroffen. Gliome gehören zu den häufigsten Hirntumoren im Erwachsenenalter. Sie wachsen meist diffus, sind also nicht abgegrenzt und können daher durch eine Operation meist nur unzureichend entfernt werden. Selbst wenn die Mediziner zusätzlich Chemotherapie und Bestrahlung einsetzen, ist die Therapie nur begrenzt wirksam.
Diffuse Gliome zeigen in mehr als 70 Prozent aller Fälle ein und dieselbe Genmutation, die im Prinzip eine Art Schreibfehler im Erbgut ist. Dieser führt dazu, dass ein Eiweißbaustein in einem Enzym mit der Bezeichnung IDH1 ausgetauscht wird. Diese neu entstandene Proteinstruktur kann das Immunsystem als fremd erkennen. Genau da setze die Impfung an, sagt Dr. Theresa Bunse vom Deutschen Krebsforschungszentrum
Die Biomedizinerin war maßgeblich an der Entwicklung des Impfstoffes beteiligt. „Die Impfung richtet sich nur gegen die Tumorzellen und nicht gegen gesundes Gewebe. Das ist ein ganz klarer Vorteil dieser sogenannten mutationsspezifischen Impfungen.“ Die IDH1-Mutation komme nur im Tumorgewebe vor, nicht aber in gesundem, und sie verfügt über weitere, wichtige Merkmale.
„Diese IDH1-Mutation tritt bei der Entstehung eines Tumors schon sehr früh auf. Alle Tumorzellen zeigen daher diese Mutation. Bei anderen Tumoren ist das meist nicht der Fall. Häufig ist ein Tumor ein Mosaik aus verschiedensten genetischen Veränderungen.“
Mit einer Impfung könne man dann nicht alle Tumorzellen erreichen, sie lassen sich nicht so zielgerichtet behandeln. Von daher ist die IDH1-Mutation ideal für die Impfung. Sie richtet sich spezifisch gegen die Krebsmutation und unterstützt außerdem das körpereigene Immunsystem, ohne gesunde Zellen anzugreifen oder ihnen zu schaden.